Eine Frau im Sommerkleid geht auf schwarzem Sand.
Erol Gurian

Erol Gurian

Farbräume

Ein ähnlich abstraktes Thema in der digitalen Fotografie ist das der Farbräume. Jeder hat schon mal was davon gehört, aber kaum jemand weiß etwas damit anzufangen. Dabei hatten Sie vielleicht schon mal damit zu kämpfen, ohne es zu wissen.

Wenn Ihre Fotos jemals mit einem undefinierbaren Farbstich von Ihrem Internet-Fotolabor zurückgesandt wurden – ganz anders, als Sie Ihre Bilder auf dem Monitor gesehen haben – dann spricht das dafür, dass Sie Ihre Fotos mit dem falschen Farbraum abgespeichert haben. Man kann Farbräume mit Sonnenbrillen vergleichen:

angenommen, Sie gehen mit Ihrer Freundin spazieren und Sie tragen beide unterschiedlich gefärbte Sonnenbrillen, Sie eine mit grünen Gläsern und Ihre Freundin eine mit braunen. Wenn Sie sich beide die Berglandschaft am Horizont ansehen, werden Sie einen Grünstich und Ihre Freundin einen Braunstich feststellen. Dabei handelt es sich um das gleiche Motiv, nur dass Sie es beide durch verschiedene Filter sehen. Nur, wenn Sie beide die gleichen Sonnenbrillen tragen würden, hätten Sie exakt den gleichen Bildeindruck.

Ähnlich verhält es sich mit Farbräumen. Jedes digitale Gerät, das zur Bildverarbeitung benötigt wird verfügt über einen ihm eigenen Farbraum – sozusagen der Sonnenbrille. Ihre Kamera, Ihr Drucker, Ihr Monitor, der Belichter im Fotolabor, die Druckmaschine der Tageszeitung, etc.. Da es sich dabei wieder um unterschiedliche „Sonnenbrillen“ handelt, kommt es gerne zu Missverständnissen, bei denen ein Gerät den Farbraum des anderen falsch interpretiert: es kommt zu Farbverschiebungen.

Um diese Verschiebungen zu vermeiden, ist es notwendig, jedem Bild einen bestimmten Farbraum zuzuweisen (also eine bestimmte Sonnenbrille „aufzusetzen“) und die entsprechenden Geräte aufeinander abzustimmen (das Fachwort hierfür lautet „Kalibrierung“ – s. unten.). Dieser Farbraum kann dann von einem anderen Gerät erkannt und interpretiert werden. Das ist so, als würde dem Gerät ebenfalls dieselbe Sonnenbrille „aufgesetzt“ werden. Jetzt „sehen“ beide das Gleiche!

Was bedeutet das für Sie in der Praxis? Wahrscheinlich wenig! Denn die Zuteilung von Farbräumen erfolgt weitgehend automatisch von Ihrer Kamera und Ihrem Bildbearbeitungsprogramm. Solange Sie zufriedenstellende Ergebnisse erhalten, sollten Sie auch nichts verändern.

Nach dieser, extrem vereinfachten, Annäherung an das Thema (erfahrene Kollegen und Grafiker mögen es mir bitte nachsehen), möchte ich noch etwas tiefer gehen. Wie gesagt, gibt es eine Vielzahl von Farbräumen und je größer ein Farbraum ist, desto mehr Farben kann er darstellen.

Der größte dieser Farbräume heißt LAB und wird nur in ganz speziellen Fällen genutzt. In der professionellen Fotografie weit verbreitet sind die Adobe RGB  und  ProPhoto RGB Farbräume. Sie ermöglichen in den allermeisten Fällen die besten Farbdarstellungen (da wo Fotos gedruckt werden, arbeitet man meistens in einem dieser Farbräumen). Sozusagen der kleinste gemeinsame Nenner unter den Farbräumen ist der S-RGB Farbraum. Dieser Farbraum ist universell bekannt und verbreitet, bietet aber nicht das Optimum an Farbreichtum. Trotzdem reicht er aus, um beispielsweise perfekt ausbelichtete Fotos von Ihrem Labor zu erhalten oder sie im Internet zu veröffentlichen. Falls sie Ihre Fotos hochwertiger im Inkjet-Verfahren reproduzieren lassen wollen, sind Sie mit ProPhoto- oder Adobe RGB besser bedient.

Abschließend sollten Sie wissen, dass dieser Bereich der Bildreproduktion eine Wissenschaft für sich ist und vor dem digitalen Zeitalter von hochqualifizierten Lithografen versorgt wurde. Sie sind spezialisiert auf die sogenannte „Druckvorstufe“, also die Aufbereitung von Druckdaten für den Druck. Weil dieser Bereich heute in die Verantwortung der Fotografen „gerutscht“ ist (bedingt durch den digitalen Workflow, der die Druckvorstufe überflüssig macht), ist der Beruf des Lithografen ausgestorben.

Eine Entwicklung also, die einerseits eine ganze Branche überflüssig gemacht hat und andererseits dem Fotografen mehr Kontrolle denn je über sein Bild ermöglicht (denn nun ist er selbst dafür verantwortlich, dass sein Foto im Druck gut aussieht).

Jedenfalls sollten Sie Ihre Bilder mit höchster Sorgfalt für den Druck vorbereiten (die Programme Photoshop und Photoshop Lightroom sind zwei Branchenführer in diesem Bereich) – am besten geschieht das in enger Absprache mit einem Bildredakteur, einem Grafiker oder einem Art Director

Was ist eigentlich CMYK (wird englisch ausgesprochen „Si Em Waj Kej“)

Oft stiftet diese Abkürzung für Cyan, Magenta, Yellow und „Key“ (der englische Fachbegriff für die Druckfarbe Schwarz) Verwirrung, denn der Begriff fristet sein Dasein auf dem schmalen Grat zwischen Fotografie und Reproduktion. Es ist ein Farbmodell, eine Art der Darstellung dieser vier Druckfarben. Anders als das RGB-Farbmodell, das für die Beschreibung von Lichtfarben zuständig ist, also die Farben, die von Monitoren dargestellt werden können, beschreibt das CMYK-Farbmodell die Farben, die im Druck eingesetzt werden.

Druckmaschinen arbeiten nämlich mit diesen vier Farben und jedes digitale Bild muss an einem bestimmten Punkt seines Workflows von einem RGB – Foto in ein CMYK – Bild umgewandelt werden, wenn es gedruckt werden soll. Das gilt allerdings nur für den industriellen Druck, also Druckerzeugnisse wie Zeitschriften, Kataloge und Bücher. Fast alle Drucker, die für den Hausgebrauch konzipiert sind, arbeiten mit RGB-Fotos.

Diese Umwandlung erfordert eine gewisse Erfahrung, denn bei der „Übersetzung“ von einem Farbmodell in das andere, müssen die jeweiligen Eigenheiten berücksichtigt werden, ansonsten werden die Druckergebnisse unbefriedigend. Sie sollten diesen Arbeitsschritt also nach Möglichkeit einem Fachmann, wie zum Beispiel einem erfahrenen Grafiker, überlassen.

Weincontainer aus Stahl in einer goßen, dunklen Halle in Armenien.

Bildschnitt

Durch das Beschneiden eines Fotos kann man seine Aussage in zwei Richtungen manipulieren: man kann sie verstärken oder verändern. Gerade in der journalistischen Fotografie ist

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Bildauswahl

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