Die längste Zeit war das Magazin die wichtigste Plattform für die Fotoreportage. Es hat diese Form des Erzählens in Bildern auch dramaturgisch geprägt, denn die Fotoreportage beginnt mit einem Aufmacherfoto, dem „Stopper“. Der Name „Stopper“ kommt von der Idee, dass die Zeitschriftenleserin beim Blättern von einem Foto gestoppt werden soll. Dieses Foto ist so beschaffen, dass es den Leser durch Komposition, Farbe und Inhalt anspringt, ihn zum Betrachten verführt um ihn dann in die Geschichte hineinzuziehen.
Eine klassische Form des Aufmachers ist die Magazin-Doppelseite mit einem abfallenden Foto (d.h., das Foto grenzt ohne verbleibenden Rahmen an allen 4 Rändern der Doppelseite direkt an). Dabei ist das Motiv gerne plakativ, d.h. optisch einfach gestaltet: eben schnell wahrnehmbar. Ausserdem ist es inhaltlich relevant und erzählt einen Aspekt der Geschichte.
Nun folgen Fotos, die die Geschichte erzählen. Ergänzt durch Bildunterschriften und einen Fliesstext, folgen sie einem gewissen roten Faden, einem Motiv. Das kann eine Protagonistin, ein Ereignis, oder ein Ort sein. Wichtig ist, dass jedes einzelne Motiv, einen neuen Aspekt der Geschichte erzählt – es also keine Redundanzen gibt – und dass die Abfolge, der Rhythmus der Fotos, einer gewissen nachvollziehbaren Logik folgt. Diese kann chronologisch sein, aber auch einer anderen Dramaturgie folgen.
Den Schluss der Fotoreportage bildet das Endfoto. Es suggeriert das Ende der Geschichte und vermittelt dem Betrachter das Gefühl, es schliesse sich ein Kreis. Klischee-Motive können – ähnlich wie bei einem Kinofilm – der Sonnenuntergang oder die Person, die sich auf einer nach hinten verjüngenden Strasse von der Kamera weg bewegt, sein. Die grosse Kunst ist es, Bilder jenseits der Klischees zu finden, die dennoch den Schluss der Geschichte erzählen.
Um eine unverwechselbare Bildsprache für ihr Magazin zu schaffen, entwickelten die Bildredakteure des alten LIFE-Magazins die sogenannte „LIFE Formel“, einen Leitfaden für die Beschaffenheit der Fotoreportage. Sie hat bis heute wenig von ihrer Gültigkeit verloren, auch wenn die Form der Fotoreportage zwischenzeitlich moderner, facettenreicher und subjektiver geworden ist.